Kognitive Dissonanz, so sagen Einige, ist das stärkste “Gefühl” überhaupt. Das menschliche Gehirn ist immer bestrebt, einen konsistenten Zustand herzustellen. Zwei Tatsachen, die so garnicht zueinander passen, mag das Gehirn garnicht und sorgen bei Vielen für richtig großen Stress im Kopf. Die Wikipedia https://de.wikipedia … /Kognitive_Dissonanz schreibt dazu “Dissonante Zustände werden als unangenehm empfunden und erzeugen innere Spannungen, die nach Überwindung drängen.”

Viele Menschen, die zum erstem Mal mit Aussagen der Klimabewegung konfrontiert werden, erleben kognitive Dissonanz. Wir sollten es Menschen erleichtern, ihre Meinung zu ändern und akzeptieren, wenn dies Zeit braucht.

Diesmal möchte ich 2 Anekdoten zum Thema Rassismus erzählen.

1. Meine Ex-Freundin hatte Angst, abends im dunkeln nach Hause zu fahren (mit dem Rad, mit der Straßenbahn). Verständlich. Schwieriger war schon der Grund. Denn der Grund, die Männer vor denen sie sich fürchtete, dass sie Nachts im dunklem sie überfallen wenn sie durchs Heidelberger Feld nach Dossenheim oder Schriesheim fährt, das waren die Erntehelfer, die in diesen Feldern möglicherweise unterwegs waren. Und die Männer, wegen derer sie nach 22 Uhr nicht mehr von Mannheim über Viernheim und Weinheim mit der Straßenbahn fahren wollte - das waren Migranten, vor denen sie sich fürchtete.

Ihre “Angst vorm Schwarzem Mann” wurde noch deutlicher, als wir im Frankreichurlaub in Grasse in ein kamerunisches Viertel liefen. Sofort kamen junge Menschen, Kinder und Teenager, angelaufen und waren neugierig, liefen uns nach, wollten vermutlich Kontakt mit uns aufnehmen. Ich persönlich fand das vollkommen normal, da ich die französischen Kameruner schon früher auf Märkten erlebt hatte, und wusste dass sie eine deutlich kommunikativere und kontaktfreudigere und freundlichere Kultur haben, als wir Deutschen. Auch als Kind gab es in meinem 300-Einwohner-Dorf eine Sozialwohnung und ich habe viel mit den dort lebenden Libanesen gespielt und kenne ihre Kultur von dort vermutlich sogar besser, als von meinen - aus Klimaschutzgründen sehr sehr seltenen - reisen und natürlich vom Studium.
Meine Freundin hatte nur noch Angst, und wollte so schnell wie möglich weg - was mich natürlich fürchterlich genervt hat und ich fand es in dem Moment auch nicht ok. Aber heute denke ich: Ich lag falsch. Es war ok. Sie darf Angst haben.

Machen wir uns nichts vor: Meine Ex-Freundin leidet unter einer ausgeprägten Fremden-Angst https://www.deutschl … t-nicht-vor-100.html. Leider wird - auch von der Wikipedia - Fremden-Angst (Xenophobie -phobie heißt eindeutig ANGST) mit Fremdenfeindlichkeit übersetzt. Aber ich muss nicht feindlich zu jemandem sein, vor dem ich Angst habe. Dieses in-die-rechte-Ecke-stellen von ängstlichen Menschen - hilft uns das wirklich beim Klimaschutz?

Ist meine Ex-Freundin wegen ihrer Fremdenangst rassistisch? Sollte sie sanktioniert werden?

2. Mein Rauswurf aus XR Vor einiger Zeit war in meinem 3000-Einwohner-Dorf zwischen Mannheim und Heidelberg, in das ich inzwischen umgezogen bin, Dorffest und 1250 Jahr Feier. Schaaren an 14-17-jährigen Teenies strömten Nachmittags bis Abends herbei um auf der gesperrten Hauptstraße laute Musik zu hören und zu feiern. Mit meiner Freundin wollte natürlich mal vorbeischauen und sehen, welche Vereine alle präsent sind und gemütlich ein Radler trinken.

Wir wollten gerade nach Hause, als ich eine mir bekannte Melodie von der kleinen Hauptstraßen-Bühne vernahm und zuerst leicht geschockt war. Und dann ging es los. “meine Puffmama heißt Layla Sie ist schöner, jünger, geiler” usw. Ich sah meine Freundin geschockt an und konnte es erst nicht glauben. Aber alle Teenies, vor allem natürlich die Mädchen, hüpften und sprangen und kreischten. Ja, unser Dorf hat eine riesige katholische und eine riesige evangelische Kirche und ist traditonell veranlagt und hat 30 Vereine. Aber offenbar störte sich niemand daran, nein die Teenies freuten sich riesig - und hatten nebendran sogar einen Cocktail-Stand aufgebaut - die Cocktails hießen profan und einfallslos “Layla”, “Ficken” und “Puff” o.ä.

Nachdem wir das Spektakel 1 Minute lang angesehen hatten, machten wir uns auf den Heimweg - und mir wurde etwas klar, was schon lange in mir schlummerte: Die Menschen lassen sich nichts vorschreiben. Im Gegenteil, nichts kann Teenies mehr Freude bereiten, als ein Verbot zu brechen. Sie fühlen sich umklammert und unfrei. Sie alle möchten Regeln - aber sie möchten diese Regeln selbst gestalten, sie möchten mitreden.

Am nächstem Tag lus ich von den neuen Wahlergebnissen und Umfragewerten der AfD - und ich begann zu verstehen, wie es dazu kommt.

Die AfD-Wähler sind wie diese pubertierenden Teenies, die Layla singen. Es ist ihr Ausbruch aus einer Umklammerung, aus dem Gefühl, nicht mitbestimmen zu dürfen - von Anderen ( ‘Bildungselite’ ), die sich für schlauer halten (und vielleicht auch sind), diktiert zu bekommen, was sich gehört und was nicht.

Mein eigener Schluss daraus ist, dass es die Gesetze sind, die uns alle Menschen zusammenbringen. Jeder darf sein, wie er ist und denken was er will, solange er sich an die Gesetze hält. Menschen zu shamen, die sich an die Gesetze halten, nur weil wir mit ihrer Meinung nicht übereinstimmen, schafft einen vollkommen unnötigen Kampf. Der Kampf sollte sich gegen die Ausbeutenden richten. Nichts wünscht sich das Kapital mehr, als dass die Studis gegen die Arbeiter kämpfen.

Einige Tage später schrieb ich in eine XR-Gruppe:

Die Menschen möchten eben so sein dürfen wie sie sind die die Lieder singen die ihnen gefallen. Persönliche Freiheit hört eben immer dort auf, wo die Freiheit der anderen anfängt.

Das Grundgesetz und die allgemeine Erklärung der Menschenrechte sind gute Wegweiser, wenn man sich einmal nicht sicher ist, wo diese Grenze verläuft. Der Vermixung von Rassismus, Feminsmus und Klimaschutz und die Umdeutung von normalen, omnipräsenten Gefühlen wie Fremdenangst oder die Angst vor zu viel Veränderung in “Rassimus” (Was definitiongemäß bedeutet, das jemand glaubt, nicht alle Menschen seien gleich (viel Wert), also was ganz anderes als Fremdenangst), entfaltet nun seine Wirkung.

Die Menschen möchten sich von dem Gefühl der Einengung und Umklammerung durch Vorschriften und Regeln die andere sich ausgedacht haben und mit denen sie nichts anfangen können, befreien.

Wenn der Extremismus geringer werden soll, müssen alle Menschen den Schritt gehen, und allen anderen Menschen erlauben so zu leben, wie sie leben möchten. Nein, XR soll die eigenen Werte nicht ändern. Aber es ist notwendig, jeden Lebensstil, der konform mit dem Grundgesetz ist und mit der allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, als erlaubten, erwünschten und akzeptierten Lebenstil in unserer vielfältigen Gesellschaft anzusehen.

Ich habe also für Toleranz geworben und mich gegen das Shaming positioniert.

Mit der Begründung, dass Rassismus innerhalb XR verboten ist, wurde ich aus XR ausgeschlossen. Bin ich also rassistisch, weil ich zu Toleranz gegenüber menschenrechtskonformen Handeln aufrufe? Sollte ich sanktioniert werden?

Wenn alle Klimabewegungen gegen meine Werte und Überzeugungen von Toleranz (die natürlich beinhalten, dass ALLE Menschen gleich viel Wert sind, dass Deutschland alle Klimaflüchtenden Aufnehmen muss, dass die Grenzen zu öffnen sind, dass jeder die gleichen Chancen haben muss, dass Grundbesitz nicht privat sein sollte) und so weiter, also wenn alle Klimabewegungen sagen, meine Werte und Überzeugungen seien rechts und rassistisch und ich darf sie nicht äußern….

Wie kann ich mich dann noch gemeinschaftlich für Klimaschutz einbringen? Wo ist das möglich??